Durch den Wunsch ein neues Notebook zu kaufen, stand ich vor der Wahl Linux, Windows oder Mac OS X. Da ich auf Arbeit Windows einsetze und früher in meiner Freizeit viel mit Linux (Ubuntu, Debian, Linux Mint, Fedora) bzw. BSD (FreeBSD) gearbeitet habe ist die Wahl des Betriebssystems auf Mac OS X gefallen. Und die Wahl der Hardware auf ein Mac Book Pro 13,3" gefallen. Ich gebe zu das es mich immer interessiert hat zu Erfahren, warum Niemanden den ich kenne, sein Mac OS X Gerät missen möchte. In diesem Beitrag werde ich etwas über meinen Ersten Eindruck erzählen.
Zuerst sollte man sich eine kostenlose AppeId unter https://appleid.apple.com erstellen (diese muss man recht häufig eingeben) und diese über die Einstellungen (Apfel -> Systemeinstellungen -> Benutzer & Konten) mit dem Useraccount verknüpfen.
Betriebssystem
Auffällig ist das die Menüleiste nicht an den Programmen angedockt sind, sondern immer am oberen Rand des Desktops hängen und sich je nach selektierten Programm den Inhalt verändert. Das verwirrte mich am Anfang echt häufig, da ich bei Programmen z.B. dem mitgelieferten Browser Safari mich fragte “Wie komme ich denn hier an die Einstellungen?”. Das ändert sich jedoch recht schnell.
Was mir als zweites Element was ins Auge gestochen ist, ist die Tastbar von Max OS X (genannt Dock). Diese dient außer zum Programme starten, natürlich dazu alle geöffneten Programme anzuzeigen. Der unterschied zwischen gestarteten und nicht gestarteten Programmen wird durch einen hellen Strich unter dem Icon symbolisiert. Anzumerken sei an dieser Stelle, dass Programme nicht über das Rote X in der Linken Ecke des Title geschlossen werden, dies beendet nur das Fenster. Um Programme wirklich zu beenden, muss das Kontextmenü des Programmes aufgerufen werden und Beenden angeklickt.
Ausser über das Dock können Programme auch über das Launchpad gestartet werden. Selbiges sieht aus wie die Oberfläche von einem IPad und lässt sich auch so bedienen. Es fühlt sich für mich wie an wie ein verbessertes Startmenü an (so sehe ich auch den Metro Desktop von Win8). Alle Programme besitzen ein Icon zum starten, diese Ions können einfach per Drag & Drop zu Gruppen (Ordnern) zusammen gefasst werden. Nachdem man einmal den Aufwand spendiert hat, die Gruppen zusammen zustellen und zu nennen, besitzt man ein für sich selbst, sehr Intuitiv zu bedienendes Startmenü.
Mac OS X verwaltet mehrere Desktops (ähnlich wie die Linux Desktops KDE, Gnome, Xfce oder Windows mit dem genialen Sysinternals Tool http://technet.microsoft.com/en-us/sysinternals/cc817881.aspx ). Es ist möglich mehrere Fullscreen Anwendungen auf unterschiedlichen Desktops laufen zu lassen. Als Entwickler finde ich dies sehr angenehm mehrere Programme im Fullscreen auf benachbarten Desktops laufen zulassen und schnell zwischen diesen Wechseln zu können (auf dem Zweiten z.B. ein Designdokument, auf dem Dritten z.B. die Entwicklungsumgebung, auf dem Vierten der Browser).
Um die Übersicht über die geöffneten Desktops und die darauf laufenden Programme nicht zu verlieren, gibt es das Mission Control.Darin können sowohl neue Desktops gestartet oder geschlossen werden, als auch Programme von einen Desktop auf den anderen zu verschieben.
Das Dashboard bietet die Möglichkeit verschiedene Widgets für Wetter, Uhren, Kalender aber auch (in meinen Augen) sehr Produktivitätssteigernde Widgets wie Lexikon und Übersetzer zu platzieren.
Eine Funktion welche mich auch echt begeistert, ist die integrierte Rechtschreibkontrolle. Welche automatisch für alle Eingabefelder anspringt. Chats, E-Mails oder Entwürfe für Blogeinträge enthalten gleich von Anfang viel weniger Fehler, egal mit welchem Programm diese erstellt wurden.
Hardware
Als Softwareentwickler ist bei einem Notebook, insbesondere das Gefühl beim tippen wichtig. Persönlich empfinde ich sowohl den Abstand der Tasten, als auch den Anschlagswiederstand als sehr Angenehm.
Um an einem Notebook lange Freude zu haben ist es auch wichtig, dass die Tasten keine Abdrücke auf dem Display hinterlassen (ich wünsche niemanden auf einem Notebook mit Abdrücken, bei Sonnenlicht arbeiten zu müssen). Hier wirk das Mac Book Pro mit seinem Metalgehäuse und den versenkten Tasten sehr hochwertig, sodass man sich darüber keine Sorgen zu machen braucht.
Erst nach ein paar Tagen kam bei mir die Erkenntnis dass das Mac Book Pro eine Symbiose von Notebook und Tablet PC ist. Dies kann man sagen, da das Touchpad Multitouchgesten zulässt. Die daraus resultierende Benutzerexperience entspricht der eine Tablet PC. Anfangs ist die Bedienung ungewohnt, jedoch nach kurzer Zeit möchte man darauf nicht mehr verzichten.
Kleine Anekdote, ich stand früher schon öfter vor einem Mac Book Pro in einem großen Elektronik Fachmarkt und habe mir das Gerät angeschaut. Um das Touchpad waren keine Tasten aufzeigt und einfaches “tabben” auf dem Touchpad hat auch nicht ausgereicht um ein Programm zu starten. Mehr oder minder durch Zufall, habe ich “zu fest” auf das Touchpad gedrückt und dadurch wurde der Click im Betriebsystem ausgelöst :) Zum Glück kann man in den Einstellungen umstellen, dass “tabben” ausreicht um beim Betriebsystem die entsprechenden Notifikationen auszulösen.
Zwei weitere Hardwareeigenschaften, welche Simpel und doch so Genial sind, sind zum einen das Magnetische Stromkabel. Dieses reizzt nicht das Notebook vom Tisch, wenn jemand dagegen kommt, sondern löst sich einfach aus dem Anschluss. Zum anderen ist es der Akku, welcher nicht Überladen werden kann, auch wenn das Notebook, die gesamte Zeit am Strom angeschlossen ist. Gerade letzteres wird jeder zu schätzen Wissen, dessen Akku nicht mehr länger als 10min gehalten hat.
Software
Das Angebot von vorinstallierten Programmen (Kalender, Browser, Notizblock, Todo-Liste, Musikplayer, Textverarbeitung, Backup usw.) empfand ich recht vielseitig und erst einmal ausreichend um mit System zu arbeiten.
Die Installation von zusätzlicher Software ist aber auch sehr unkompliziert. Zum Beispiel, kann man sich einfach eine *.dmg Datei herunter laden. Nach einem Doppelklick auf diese Datei, wird sie als gemoutetes Laufwerk angezeigt. Auf dem Laufwerk befindet sich u.a. eine ausführbare Datei. Sollte die Datei, die Endung *.pkg besitzen, werden Systemkomponenten (Treiber u.ä.) installiert. Diese Package-Installer bieten einen Setupwizard und benötigen meist Administratorrechte. Bei der zweiten Art von Installern bekommt man nur einen Dialog zu sehen, welcher das Icon des Programms und das Icon des Applikation Ordners zeigt. Die eigentliche Installation, erfolgt über Drag & Drop des Programmicons in den Applikation Ordner. Analog dazu entspricht das Deinstallieren eines Programms, dem ziehen des Applikationsicons aus dem Applikation Ordner in den Papierkorb. Es ist auch möglich Programme (z.B. XCode, die Entwicklungsumgebung für Mac OS und IOS) über den AppStore zu installieren. Dafür ist jedoch außer der AppleId zusätzlich eine Freischaltung für ITunes notwendig. Es war mir nicht möglich, ohne Geld ein ITunes Konto zu eröffnen (obwohl es laut einer Google-Recherche möglich sein sollte). Glücklicherweise muss man aber keine Kreditkartendaten hinterlegen, es geht auch eine ITunes-Karte aus der Kaufhalle.
Das Software Angebot für Mac OS X ist vielseitig. Sollte man Safari nicht benutzen wollen, verwendet man Firefox oder Chrome. Gängige Programme wie VLC, XBMC, Dropbox, VirtualBox stehen alle als Mac Variante bereit. Ein Wermutstropfen für mich ist KeePass2 (http://keepass.info), die nicht offiziellen auf Mac OS X portierten Versionen, sind bei mir alle nicht lauffähig gewesen. Deswegen nutze ich aktuell die offizielle Version von KeePass2 unter Mono (http://www.mono-project.com/Main_Page). Die Stabilität ist in dieser Konstellation ist jedoch nicht immer gegeben.
Zu den besten Freunden des Softwareentwicklers zählt neben dem Compiler, dem Debugger, der IDE auch ein Quelltexteditor. Unter Windows (Notepad++, Notepad2 …) oder Linux (jEdit, gEdit, Kate …) gibt es viele sehr gute und kostenlose Editoren. Unter Mac brauchte ich etwas um einen passenden Editor zu finden. Emacs und Vim vielen bei mir wegen der Bedingung aus. TextWrangler (kostenlose Version von BBEdit) hat mir irgendwie nicht gefallen. jEdit für Mac OS habe ich 5 mal herunter geladen und jedes mal war die *.dmg Datei kaputt, weswegen ich diesen Editor nicht testen konnte. Meine Empfehlung ist TextMate 2 (https://macromates.com/download), unter anderen da der Quelltext auf github liegt und der Editor unter die GPL Lizenz gestellt wurde.
Als Alternative zur Terminal welches Mac OS X bereits mitbringt , kann ich iTerm (http://iterm.sourceforge.net) empfehlen. Egal welche Konsole man benutzt sie bieten alle die Power der Shell Befehle (ps, ls, grep, wc, cat, sed, usw.). Anmerkung: wer als Windows Benutzer die Shell Befehle auch vermisst, dem empfehle ich ein Blick auf “Gnu on windows” (https://github.com/bmatzelle/gow), anders als bei cygwin (http://www.cygwin.com) sind mit gow die Unix Befehle aus der normalen cmd.exe verfügbar.
Es hat mich gewundert, dass es z.B. keine kostenfreie oder opensource Lösung für einen Blogeditor gibt. Die empfehlenden Blogeditoren kosten zwischen 20 und 40$. Allgemein erscheinen mir die Kosten für Software (welche teilweise in Foren als “absolut Fair” und “jeden Cent Wert” kommentiert werden) zu hoch. Natürlich bestimmen Angebot und Nachfrage den Preis, jedoch gibt es für mich so bestimmte Grenzen. Ich kenne keinen Quelltexteditor der so viel besser ist als andere, dass ich dafür 70$ ausgeben würde.
Gesten
- Mit zwei Fingern nach links und nach rechts wischen, geht im Safari vor und zurück.
- Mit zwei Fingern nach oben und nach unten wischen, verschiebt den Inhalt des aktuellen Fensters.
- Mit zwei Fingern zusammen gehen (pitch in), zoomt heraus.
- Mit zwei Fingern auseinander gehen (pitch out), zoom herein.
- Mit drei Fingern wischen und wenn der Zeiger über einem Fenstertitle ist, verschiebt sich das Fenster auf dem Desktop.
- Mit vier Fingern nach links und nach rechts wischen, wechselt von einem Desktop zum anderen.
- Mit vier Fingern nach oben wischen, startet Mission Control.
- Mit vier Fingern die zusammen gehen, startet Launchpad.
Nun diese Auflistung könnte bestimmt noch viel weiter gehen, dass sind jedoch die Gesten, welche ich bis jetzt verinnerlicht habe und aktiv nutze. Die Symbiose von Notebook und Tablet PC bringt nur ein Vorteil sie z.B. durch die Nutzung von Gesten auch ausgenutzt wird. Es wirkt am Anfang natürlich sehr ungewohnt, aber bei einem Smartphone oder Tablet hat man sich ja auch schnell an die Steuerung gewöhnt.
Usability
Apple hat sich wohl viele Gedanken über die Benutzbarkeit gemacht und alles was sie für Ballast empfunden haben verbannt. Das sorgt für eine einheitliche Usability mit ihren Vor- und Nachteilen. Das alle Programme sich annähernd gleich bedienen lassen, finde ich gut dies erleichtert den Einstieg. Das weglassen der Entf-Taste (entfernt wird über fn+Backspace) behindert mich jedoch merklich. Für mich ist die Empfindung der Usability etwas sehr Subjektives, als Software-Entwickler empfinde ich Entscheidungen als unhaltbar, welche ein Grafik-Designer sehr gut auffasst. Aus diesem Grund (anstatt einer Debatte über Freiheit versus Usability/Sicherheit) ein paar Einträge aus meiner Mac OS X Infoliste:
- was ctrl unter Windows ist cmd unter Mac OS
- \ wird über alt + cmd + 7 getippt
- Bild Up über fn + Pfeil hoch
- Bild Down über fn + Pfeil runter
- | wird über alt + 7 getippt
- ~ wird über alt + n getippt
- Dateien werden mittels alt + Backspace gelöscht
- ctrl + Pfeil links oder rechts wechselt zwischen den Desktops
- alt + Pfeil links oder rechts springt Wortweise
- cmd + Pfeil links oder rechts springt zum Zeilenanfang oder zum Zeilenende
Fazit
Mir gefällt es bis jetzt gut, wobei es ganz klar auch eine Umgewöhnung ist. Besonders beim Arbeiten mit Shortcuts verheddere ich mich aktuell noch häufig. Und ich freue mich sowohl Licht und Schatten, des Betriebsystem und der Programmier APIs näher kennen zu lernen.